„Ein Nehmen und ein Geben, und alle bleiben reich.
Und alle Fluten leben, und ruhen doch zugleich.“

Conrad Ferdinand Meyer

Allgemeines

Aufstellung ist eine Methode, bei der ein internes oder externes System im Raum durch Personen (Repräsentanten) oder Symbole (Brettaufstellung) bzw. Bodenanker im Außen sichtbar gemacht wird.
Durch die daraus gewonnenen Informationen ergeben sich neue Erkenntnisse und Lösungswege, die wiederum ihre Verbildlichung finden und am Ende einer Aufstellung in einem sogenannten „Lösungsbild“ enden.

Internes System: innere Anteile, Körpersystem/Symptome
Externes System: Familie, Gruppe, Organisation, Team, Freundeskreis
Auch kommen abstrakte Begriffe wie „Lösung“, „Ziel“, „Hindernis“, „das was hilft“, „das was dahinter liegt“ etc. zum Einsatz.

Die ersten Aufstellungen wurden von  der Familientherapeutin Virginia Satir in den USA durchgeführt und als Skulpturenstellen bezeichnet. Daraus entwickelte sich das Familienstellen, welches eng mit dem Namen Hellinger in Verbindung gebracht wird, die Organisationsaufstellungen um Gunthard Weber und die abstrakten Strukturaufstellungen um Matthias Varga von Kibéd und Insa Sparrer (Kibéd).

GEMEINSAM IST DER GRUNDSÄTZLICHE ABLAUF:
Ein Klient beschreibt sein Anliegen und wählt dann Stellvertreter oder Figuren aus und positioniert diese im Raum oder auf dem Brett. Dadurch zeigt sich: Wie sind die Loyalitäten zueinander? Wer hat einen Konflikt mit einer anderen Person? Wo ist die ursprüngliche Ordnung durcheinander? Welche Beziehungsqualitäten und Bedürfnisse zeigen sich?

Wozu kann eine Aufstellung dienlich sein?

◊ Das eigene Innere in einem Bild im Raum verkörpert zu sehen ermöglicht einen speziellen Blick
„von außen“, der Klarheit, Abstand und Ordnung bringen kann.

◊ Sie ist eine wunderbare Möglichkeit den eigenen Intellekt in den Hintergrund treten und die Weisheit des Körpers sprechen zu lassen.

◊ Im Fall einer Aufstellung mit Repräsentant*innen darf man sich vertrauensvoll dem Wissen „des Feldes“ überlassen und den Prozess zwar mitfühlend, aber auch „sicher“ und nicht selbst ausagierend beobachten. Meist erst im Schlussbild kommt man selbst ins Feld und kann Gelöstes und Geordnetes tief in sich aufnehmen.

◊ In einer Aufstellungsgruppe kann man die Kraft von Gemeinschaft, Verbindung und „sich zur Verfügung“ stellen in einer ganz besonderen Qualität erleben.

◊ Eine Aufstellung kann bei schwer Greifbarem besonders hilfreich sein.
Ein Beispiel: „Ich spüre eine Traurigkeit in mir, die ich mir nicht erklären kann.“

◊ Wenn Sie in einem Thema feststecken und einen neuen Impuls suchen, um eine Weiterentwicklung wieder ins Fließen zu bringen.

Warum funktioniert es?

Eine meiner Lehrer*innen wird nicht müde zu sagen:
„Man kann eine Aufstellung nicht verstehen, man muss sie erlebt haben.“

Die große Frage, die oft im Raum liegt: Wie kann es sein, dass (im Falle einer Aufstellung mit Repräsentanten) fremde Menschen so erstaunlich präzise die Position, für die sie eingesetzt werden, verkörpern können? Warum „wissen“ sie um Ehedynamiken, körperliche Gebrechen, Ängste, Schuldgefühle, Geschehnisse vergangener Generationen etc., obwohl sie keinerlei oder wenig Informationen dazu erhalten haben?

Es gibt Erklärungsmodelle, sei es das „morphogenetische Feld“ (Rupert Sheldrake)
oder die Natur der Seele (Daan van Kampenhout). Letztlich wird es wohl eine ganz persönliche Angelegenheit bleiben WIE man es sich erklärt und ob und warum wir dies überhaupt „brauchen“.

Die Erinnerung an meine erste Aufstellung mit 24 Jahren ist noch sehr lebendig. Ich war äußerst skeptisch und hatte mir fest vorgenommen auf gar keinen Fall den anderen zuliebe „Theater“ zu spielen.
Die Skepsis war nach 3 Minuten in der Aufstellung vollkommen verflogen.
Nach vielen, vielen Aufstellungen bleibt meine Faszination für „das Geschehen“ ungebrochen.
Und auch wenn – für mich – das Geheimnisvolle, das Unaussprechliche, in jeder Aufstellung lebendig wird,
so folgen Aufstellungen auch einer in sich klaren Logik und unterliegen gewissen Gesetzmäßigkeiten.
Es braucht vom Begleiter/der Begleiterin ein Wissen um Ordnungen und Systeme, es braucht einen Blick für Gleichgewicht und Ungleichgewicht.

Abschließend möchte ich noch Eelco de Geus zitieren:

„Aufstellungen sind eine Möglichkeit die eigene Geschichte, die man sich über sich selbst und andere erzählt, sichtbar zu machen, auch in ihren unbewussten Anteilen.
Dieses „Sichtbarmachen“ des eigenen Narrativs birgt die Möglichkeit es neu zu betrachten und anders weitererzählen zu können.“